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Wilhelm Heim

Haben Sie schon einmal Selbstporträts gemacht?


An einem Sonntag. Im November 2023. Nachmittags vor meinem Monitor.

Mir war komisch. Ich konnte nicht arbeiten. Kein klarer Gedanke.

Unkorrigierte Klassenarbeiten. Zwei Stapel.

Am folgenden Montag. Arztzimmer bei meiner Hausärztin. Mehrere Fragen.

Ja, ich kann mich schwer konzentrieren. Ja, ich fühle mich niedergeschlagen. Ja, ich fühle mich lebensmüde.

Überweisung in eine psychiatrische Klinik am selben Tag.

Eine Nacht war ich in dieser Klinik. Sie war für mich (und meine Diagnose) nicht die richtige. Aber ich habe in diesen 24 Stunden ein Jerry-Cotton-Heft durchgelesen. Etwas, was ich seit Jahren nicht getan habe. Ein gutes Gefühl. Das war etwas, was ich bewusst spüren konnte. Ich hatte eine depressive Episode und ich habe mir daraufhin eine ambulante Therapeutin und eine Tagesklinik gesucht, in der ich mich meiner Depression stellen konnte.


An einem Mittwoch. Im Mai 2024 schreibe ich diesen Text. Es liegen sechs Monate seit der Diagnose hinter mir. Und das Leben mit der Diagnose vor mir. Es geht mir mal schlecht, aber immer besser - ich versuche konsequent jeden Tag bewusst mit dieser Depression zu leben. Manchmal vergesse ich sie auch schon. Das kann gefährlich werden. Sie kann minütlich zuschlagen. Oder positiv gesehen: Mir auf die Schulter tippen und mich daran erinnern, dass ich mich um mich selbst kümmere und die nächsten zehn Minuten nicht effizient verplane.

Während meiner sechs Wochen in der Tagesklinik habe ich mir zum ersten Mal seit langem, wieder die Zeit und den Fotoapparat genommen, um zu fotografieren. Ein gutes Gefühl. Fotografieren ist ein Teil schon lange ein Teil von mir, aber ich habe seit meiner Diagnose endlich verstanden, dass der Prozess des Fotografierens mir helfen kann, meine Depression zu bewältigen ("Fotografie tut gut").

Meine Bewältigung der Depression schließt ein, dass ich mich mit mir selbst beschäftige, auch fotografisch. Vor diesem Hintergrund hatte ich die Idee, mich selbst dreißig Tage lang fotografisch aufzunehmen. Immer am selben Ort bei uns zu Hause in Vesbeck. Jeden Tag ein Selbstportrait, jeden Tag etwas Zeit mit mir selbst. Zusätzlich dazu habe ich mir eine Tagesnotiz gemacht: Zu meinen Erlebnissen, meinen Gefühlen, meinen Gedanken.

Dieses Fotobuch ist das Ergebnis dieses dreißigtägigen Prozesses.

Update: Ich suche nun nach Möglichkeiten z.B. mit einem Zine, das Fotobuch in einer größeren Anzahl zu einem erschwinglichen Preis zu vervielfältigen.

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