Ich möchte nicht lange drumherum reden: Wenn es einem Depressiven recht gut geht und keine Gefahren um die nächste Ecke lauern, wird er schnell nachlässig.
So ist es mir ergangen. Viele Dinge sind passiert, schöne Dinge, es ist Urlaubszeit. Meine Frau und ich haben uns zum ersten Mal getraut, ohne irgendein Tier über Nacht weg zufahren. Nach Berlin. In unsere Stadt. Es war toll! Wir sind durch die Stadt geschlendert, hatten ein endgeiles sauberes Hotel und ich habe mich sogar getraut, währenddessen zu fotografieren. Für mich ist das schon ein kleiner Erfolg, denn ich denke: Ich bin mit meiner Frau unterwegs und bin nicht auf Streetfotografietour. Und schon ist das schlechte Gewissen in meinen Gedanken. Aber es sind sogar ein paar zeigenswerte Fotografien entstanden. Ein wirklich befriedigendes Gefühl.
Als wir wieder zu Hause waren und weiterhin Urlaub hatten, lebten wir in den Tag hinein bis (...) ja - bis die Angst zu schlug. Und da hatte ich dann keine Resonanzkräfte mehr, weil ich mich in den beschriebenen Tagen keine Minute reflektiert mit mir selbst beschäftigt hatte, um die erlebten Dinge zu verarbeiten.
Die Angst, dass unser Hunde Hobbes sterben muss. Hobbes ist etwa 12 Jahre alt und hat die Autoimmunkrankheit Lupus. In den Sommermonaten ist die Krankheit, die sich bei ihm stark auf die Rückenmuskulatur auswirkt immer sehr stark und beeinträchtigt ihn sehr (UV-Belastung). Vor gut einer Woche hat er eine Bundehautentzündung bekommen. Dadurch dass das Immunsystem sehr geschwächt ist, leidet er an solchen "Krankheiten" sehr intensiv und alles braucht länger (Heilung). Als er aber am letzten Samstag dann auch ein Auge nicht mehr aufbekommen hat und ich abends noch in die Tierklinik Nienburg fahren musste, dachte ich: Er muss sterben. Ich hatte wirklich Angst um ihn, es fühlte sich unglaublich existentiell an. Erst als ich zu Hause war und wir alles besprachen, eine Nacht darüber schlafen konnten und am nächsten Morgen der "Realitätscheck" erfolgte, nahm das Gefühl (psychisch) ab. Ich sehe als depressiver Mensch sehr oft ein Schreckensszenario mit Endzeitstimmung und ich danke meiner Frau, dass sie mir hilft, meine Erlebnisse realistisch einzuordnen. Also: Angst, dass der Hund sterben muss: Nein: Sorgen machen und sich gut kümmern: Ja!